Dosenheimer

1. Dosenheimer, Robert, Kaufmann
	geb. 17.12.1860 in Ungstein
	(Sohn von Abraham Dosenheimer und 
	Helene geb. Adler in Ungstein)
	Eheschließung am 9.9.1896 in Mannheim mit

2. Dosenheimer, Anna geb. Weil
	geb. 12.4.1869 in Pirmasens
	(Tochter von Joseph Weil und 
	Amalie geb. Kaufmann in Pirmasens)

Tochter:

3. Dosenheimer, Helene		Mb 222
	geb. 12. 7.1903 in Worms

Robert Dosenheimer war schon in jungen Jahren nach Worms gekommen. Er besuchte hier das Gymnasium und wohnte bei seinem Onkel Karl Dosenheimer (1823-1901), der 1860 mit Frau Bertha geb. Heuchelheim (1834-1886) von Ungstein hier zugezogen war. Karl Dosenheimer war Weinhändler und zusammen mit Michael Mannheimer Zigarettenfabrikant.

Bei seinem Onkel (Siegfriedstraße 40) wohnte Robert Dosenheimer auch noch, als er 1895 seine eigene Firma, die Kurz-, Galanterie- und Modewarenhandlung Robert Dosenheimer gründete. Die Firma befand sich zuerst Kämmererstraße 18, ab 1902 Kämmererstraße 42 und dann 1907 bis 1922 Kämmererstraße 51 im eigenen Haus.

Nach der Heirat zogen die Eheleute Robert und Anna Dosenheimer in die Renzstraße 18, seit 12.7.1900 war die Wohnung Kriemhildenstraße 10. Familie Dosenheimer gehörte zu den in Worms sehr angesehenen Judenfamilien. Das Geschäft in günstiger Lage war in Worms gut eingeführt und hatte einen festen guten Kundenstamm. 1922, als Robert Dosenheimer glaubte, von seinen Zinsen leben und sich seinen vielen geistigen Interessen widmen zu können, verkaufte er sein Geschäft. In der Inflation verlor er sein ganzes Vermögen und musste danach in viel kleinerem Maße in seiner Wohnung nochmals ein kleines Geschäft eröffnen: Dosenheimer und Co., Kleider, Seidenstoffe und Wäsche, Kriemhildenstraße 10 (erstmals 1925 im Adressbuch). Zur Mitinhaberin machte er Susanne Feickert, die jahrzehntelang seine Verkäuferin war. Durch die 1933 einsetzenden Boykott- und Behinderungsmaßnahmen war eine gemeinsame Geschäftsführung nicht mehr möglich. Susanne Feickert zog nach Marktplatz 6 und führte dort das Geschäft unter eigenem Namen weiter.

"Ich möchte betonen, dass wir in freundschaftlicher Weise uns von Frl. Feickert trennten (der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe), dass ich immer mit "Sannchen" in Verbindung stand, sie in Worms besuchte, und dass ihr Neffe mir vor einigen Jahren ihren Tod mitteilten" (Brief von Frau Helene Gottlieb geb. Dosenheimer).

Robert Dosenheimer starb am 18.12.1935 und wurde am 23.12.1935 auf dem neuen Israelitischen Friedhof beigesetzt. Seine letzten Lebensjahre waren sehr umschattet.

Nach seinem Tod zogen Frau Anna Dosenheimer und Tochter Helene in die Kriemhildenstraße 8. Tochter Helene Dosenheimer war Diplom-Kaufmann und Privatlehrerin. Sie verbrachte seit 1926 jedes Jahr einige Monate in London, und ging dann immer wieder nach Hause zurück, um Geld für ein weiteres Semester zu verdienen. Vor 1933 gab sie auch Kurse an der Wormser Volkshochschule. 1934 war sie zum letzten Mal in London (daher der Eintrag bei Mansbacher), arbeitete dann in Nimes/Frankreich und kam am 1.8.1935 nach Worms zurück, da der Vater sehr krank war und noch niemand glaubte, dass die Verhältnisse sich so verschlechtern würden. Am 9.9.1937 heiratete Helene Dosenheimer den Arzt Dr. Max Gottlieb aus Ludwigshafen und zog dorthin.

Dr. Max Gottlieb war Kriegsteilnehmer im ersten Weltkrieg und hatte das EK I. Bis 1933 hatte er in Ludwigshafen eine Riesenpraxis, gleich nach der nationalsozialistischen Machtergreifung hatte keiner mehr den Mut, in die Praxis zu kommen. Im Juni 1938 wanderten die Eheleute Dr. Gottlieb nach den USA aus. Familie Dr. Gottlieb, die Eheleute haben einen Sohn, lebte lange Jahre in New York. Seit 1984 lebt Frau Helene Gottlieb in einem Seniorenheim bei Lancaster in der Nähe ihres Sohnes und seiner Familie. Auch der Sohn wurde Arzt.

Die Mutter, Frau Anna Dosenheimer blieb allein zurück in Worms. In der Kristallnacht wurde ihre Wohnung so völlig zerstört, dass sie kein ganzes Möbelstück, kein Bett mehr hatte, um darin zu schlafen. Ihre Schwägerin in Heidelberg nahm sie bei sich auf. Sie meldete sich endgültig am 2.2. 1939 in Worms ab. Von Heidelberg aus wurde sie am 20.10. 1940 mit allen pfälzischen und badischen Juden in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert. Mit Hilfe eines in Frankreich ansässigen Verwandten konnte sie aus Gurs befreit werden. Französische Bauern versteckten sie, und bis 1945 musste sie ein ganz primitives Leben führen, außerdem immer in der Angst vor Entdeckung und Verhaftung. Nach Kriegsende kam sie nach New York zu ihrer Tochter und starb dort am 3.9.1958. Ihr Name ist auf dem Grabstein ihres Mannes im neuen Judenfriedhof verzeichnet.

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Quellen: Adressbücher, KEM, Mb, Briefe von Frau Helene Gottlieb geb. Dosenheimer, Grabstätte von Karl und Berta Dosenheimer auf dem alten Wormser Judenfriedhof, Grab von Robert Dosenheimer auf dem neuen Judenfriedhof in Worms