Gallinger

1.Gallinger, Daniel
	geb. 24.8.1866 in Worms
	verheiratet mit

2.Gallinger, Paula geb. Lehrberger
	geb. 25.2.1879 in Frankfurt-Rödelheim

Sohn:

3.Gallinger Leopold, gen. Leo 		Mb 267 b
	geb. 28.7.1904 in Worms

Familie Gallinger wohnte Kaiser-Wilhelmstraße 8 im eigenen Haus, in dem sich auch das seit 1867 bestehende "Spezialhaus für Damen-, Kinder- und Bettwäsche, Herrenartikel, Strümpfe, Gardinen, Betten, vollständige Braut- und Baby-Ausstattungen Leopold Gallinger, Inh. Daniel Gallinger" befand.

Familie Gallinger lässt sich in Worms drei Generationen weit zurückverfolgen. Der Großvater Daniel Gallinger, geb. 1759 in Mannheim als Sohn von Jakob und Miriam Gallinger, hatte sich in Worms als Schulmeister und Trödler niedergelassen. Er war in erster Ehe verheiratet mit Klara Guckenheimer, geb. 1759, die 1829 kinderlos starb. Der 70-jährige Witwer ging am 3.9.1829 eine zweite Ehe ein mit der 30-jährigen Johanna Heßelberger, Tochter von Leopold Heßelberger und Elisabeth geb. Mayer aus Pfeddersheim. Der Ehe entsprossen noch sechs Kinder, die älteste, Marianne, geb. 24.6.1830 heiratete am 31.8.1863 Jakob Baum und war die Mutter von Mathilde Mayer geb. Baum (s. Mayer XVI).

Drei der Kinder starben früh, der einzige Sohn, der am Leben blieb, war Leopold, geb. 10.8.1835. Er gründete 1867 das Geschäft, zunächst Kämmererstraße 34, er nannte sich "Leinwandhändler und Agent" Seit 1865 war er verheiratet mit Rosalia Benedikt, geb. 1839 in Albisheim/Pfalz. Das Paar hatte vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter, von denen eine sehr früh starb, der älteste Sohn war Daniel, der das Geschäft weiterführen sollte.

Der jüngere Sohn August, geb. 11.8.1871,studierte Philosophie und Medizin, promovierte 1901 zum Dr. phil. und 1908 zum Dr. med. 1914 habilitierte er sich in München mit dem Thema: "Zur Grundlegung einer Lehre von der Erinnerung" und war dann bis 1933 Universitätsprofessor in München. 1939 emigrierte er nach Schweden, kehrte 1945 wieder nach München zurück und arbeitete weiter wissenschaftlich bis zu seinem Tod am 7.6.1959 in München.

Über die Schwester Emilie, geb. 13.3.1869 ist nichts bekannt.

1876 betrieb Leopold Gallinger neben dem Leinwandhandel auch noch eine Agentur für die Westdeutsche Versicherungs-Aktienbank Essen.

1893 verlegte er Wohnsitz und Geschäft ins neu erworbene Haus Kaiser-Wilhelm-Straße 17 (später umbenannt in 8) Hier starb Leopold Gallinger 1899, 64jährig.

Daniel Gallinger führte mit Erfolg das väterliche Geschäft fort, konnte es erweitern und vergrößern.

Mitte der zwanziger Jahre trat sein Sohn Leo ins Geschäft ein. Bis zum Beginn des "Dritten Reiches" war das "Ausstattungshaus Gallinger" ein führendes Haus am Platze.

Aber schon 1935 gaben Vater und Sohn das Geschäft auf, Sohn Leo wanderte nach den USA. Er lebte bis vor einigen Jahren in Minneapolis.

Daniel Gallinger und seine Frau Paula verzogen am 18.2.1936 nach Wiesbaden. Von dort aus wurden sie nach dem Osten deportiert und gelten als "1944 verschollen in Minsk" (BAK, Zsg 138)

Sohn Leo hat nach dem Krieg jeden Kontakt mit Worms verweigert, auch verboten, seine Eltern im Buch "Keiner blieb verschont" zu nennen. Er konnte aber nicht verhindern, dass die Namen seiner Eltern von dem "Memorial Committee for Jewish victims of Nazism from Worms" in New York auf der Gedenktafel in der Wormser Synagoge verzeichnet sind. Leo Gallinger ist inzwischen verstorben, eine Cousine, Marcelle Lindemann, Enkelin von Mathilde Mayer geb. Baum ( siehe Mayer XVI) hat als einzige noch Lebende der Familie die Aufnahme ihrer Verwandten in diese Dokumentation ausdrücklich befürwortet.

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Quellen: KEM, Adressbücher, AKVHS, Mb, BAK(Zsg 138), Bücher, die zu Buche schlagen, S.13( über August Gallinger) GdT. Brief von Leo Gallinger 1981, Gespräch mit Marcelle Lindemann, September 2001.