Honig I

1. Honig, Helene geb. Eger
	geb. 23.11.1874 in Bamberg
	Witwe von Friedrich Zacharias Honig 
	(geb. 26.2.1871 in Worms, gest. 25.2.1925 in Worms)
	Eheschließung am 25.12.1898

Töchter:

2. Honig, Else		Mb 529
	geb. 12.3.1900 in Worms
	verheiratet von 1924-1936 mit Jakob Lebrecht, Weinhändler 
	(geb. 4.9.1893 in Bingen)
	dann geschieden

3. Honig, Lotte		Mb 595
	geb. 2.8.1909 in Worms

Enkelin:

4. Lebrecht, Edith
	geb. 21.6.1926 in Bingen (Tochter von Nr. 2)

Anmerkung:

ein Sohn, Fritz Lebrecht, 1930 in Bingen geboren, lebte nach der Scheidung der Eltern in einem Heim für jüdische Jungens in Frankfurt, bis es im Februar 1939 dem gesamten Heim ermöglicht wurde, nach England zu übersiedeln. Im Jahr 1957 wanderte er weiter nach Kanada, er lebt jetzt in Toronto mit Frau und zwei Söhnen. Schon in England hat er seinen Namen geändert, er heißt jetzt Fred Leighton.

Familie Friedrich Honig wohnte in Worms, Moltke-Anlage 11, nach dem Tod des Ehemannes ab 1927 Moltke-Anlage 9 (heute Adenauerring).

Friedrich Honig war zusammen mit seinem Vetter Otto Honig Inhaber der Firma Isaak Honig, Holzhandlung, Moltke-Anlage 9-11. Er entstammte einer alten Wormser Judenfamilie, die sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Seine Urgroßeltern waren Zacharias Honig und Voegele geb. Sinsheimer, seine Großeltern Isaak (1808-1895) und Johanette geb. Offenbach (1807-1882), seine Eltern Salomon (1844-1916) und Jakobine geb. Stern (1848-1916). Der Urgroßvater hatte zunächst noch in der Judengasse, ab 1833 in der Kämmererstraße sowohl Holz- als Eisenhandel betrieben. Die beiden Geschäfte teilte er unter seinen Söhnen: Sohn Alexander übernahm den Eisenhandel. Nachfahrin dieser Linie war die Lehrerin Auguste Honig (s. Honig III). Isaak übernahm den Holzhandel und gründete die Firma Isaak Honig, die ab 1876 von seinen Söhnen Jakob und Salomon weitergeführt wurden. Jakobs Sohn Otto und Salomons Sohn Friedrich traten gemeinsam die Nachfolge an. Seit 1895 befand sich die Firma in den eigenen Häusern Moltke-Anlage 9-11. Es war ein gut eingeführtes und angesehenes Geschäft in Worms. 1927 nach Friedrich Honigs Tod wurde das Haus Moltke-Anlage 11 verkauft an Albert Löb (s. Löb II). Sein Vetter Otto blieb noch kurze Zeit Alleininhaber der Firma (näheres über ihn s. Honig II).

Um 1933 bestand die Holzhandlung I. Honig nicht mehr. Frau Helene Honig, die im Gemeindeleben eine wichtige Rolle spielte und längere Zeit den israelitischen Frauen-Kranken-Unterstützungsverein leitete, betrieb nun eine Vertretung von Süßwaren in ihrer Wohnung, Moltke-Anlage 9. Mit ihr zusammen lebte Tochter Lotte, Musiklehrerin und Pianistin. Zu beiden kam 10.11.1934 von Bingen aus die Enkelin bzw. Nichte Edith Lebrecht.

Alle drei zogen - vermutlich aus finanziellen Gründen - am 6.6.1936 um in eine Mietwohnung, Moltkeanlage 10 (Haus Jakob Mayer, s. Mayer XI). Hierher zog am 19.5.1937 auch Tochter Else, Mutter von Edith Lebrecht. Sie war, nachdem sie am 11.3.1936 geschieden worden war, von Neu-Isenburg zugezogen.

Tochter Lotte meldete sich er 30.1.1930 ab nach Frankfurt/Main. Von dort aus ging sie wahrscheinlich im Laufe 1939 nach England. Sie lebt in London und hat mit einigen Wormsern wieder briefliche Verbindung.

Tochter Else verließ Worms am 21.4.1939 und ging nach London. Sie starb schon 1958 nach kurzer Krankheit.

Helene Honig, Witwe, und ihre Enkelin blieben alleine in Worms. Edith Lebrecht war von 1941-1942 vorübergehend nach Mainz, Breitenbacherstraße 25 abgemeldet, kehrte aber wieder zu ihrer Großmutter zurück. Am 9.6.1942 mussten Großmutter und Enkelin zwangsweise ins jüdische Gemeindehaus Hintere Judengasse 2 umziehen.

Helene Honig geb. Eger wurde mit dem zweiten Sammeltransport von Worms aus am 27.9.1942 nach Theresienstadt deportiert (DepL II, Nr. 957). Sie starb am 22.8.1943 (BAK:Z Sg 138).

Ihre Enkelin Edith Lebrecht fiel ebenfalls der "Endlösung" zum Opfer. Sie wurde mit dem kleineren dritten Sammeltransport nach unbekanntem Ziel in Polen deportiert (DepL III, Nr. 789). Auch sie überlebte die Deportation nicht (BAK:Z Sg 138)

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, EinwVZ (im Stadtarchiv), DepL II und III, FrB 40, BAK, Brief von Miss Lotte Honig, London vom 13.4.1982