Mansbacher

1.	Mansbacher, Herta, Lehrerin
	geb. 7.1.1885 in Darmstadt
	Tochter von Jakob Mansbacher und 
	Lina geb. Schulhoff, Darmstadt

Herta Mansbacher lebte seit 2.11.1907 in Worms, zunächst Seidenbenderstraße bei Jakobi (s. Jakobi I), ab 26.8.1919 Ulmenallee 5 (heute Rudi-Stephan-Allee) bei Matthes, ab 1.10.1934 Moltke-Anlage 6 (heute Adenauerring) bei Sonnenberger, weitläufigen Verwandten von ihr (s. Sonnenberger).

Herta Mansbacher war von 1907-1935 Lehrerin in Worms, zunächst kurz an der Hochheimer Volksschule, dann an der Westendschule. Sie galt als strenge aber gerechte und gute Lehrerin. Sie unterrichtete nicht nur, sondern ging innerhalb und außerhalb der Schule auch auf persönliche Belange ihrer Schüler ein, vor allem ständige und selbstverständliche Hilfsbereitschaft gegenüber sozial Schwächeren wird ihr nachgerühmt. Auch die Bildung und Weiterbildung Erwachsener war ihr stets ein wichtiges persönliches Anliegen. Während der Zeit der französischen Besatzung von 1918-1930 war sie in Worms als deutsche Patriotin bekannt. Politisch stand sie in nationalliberaler Tradition, seit 1921 war sie Mitglied der Deutschen Volkspartei.

Weil sie Jüdin war, musste sie Anfang 1933 den Schuldienst verlassen. Da auch jüdische Kinder bald öffentliche Schulen nicht mehr besuchen konnten, wurde im Mai 1935 eine jüdische Bezirksschule in Worms, Hintere Judengasse 2 (jüdisches Gemeindehaus) eingerichtet. Herta Mansbacher war am Aufbau dieser Schule maßgeblich beteiligt, 1936 war sie vorübergehend als Leiterin eingesetzt.

Beim Kristallnacht-Pogrom am Morgen des 10.11.1938 wollte Herta Mansbacher die Zerstörung der 900 Jahre alten Synagoge verhindern. Sie als einzige warf sich den Eindringlingen entgegen, riskierte ihr Leben, konnte aber die schändliche Brandlegung nicht abwehren.

Herta Mansbacher machte schon bald nach der nationalsozialistischen Machtergreifung private Aufzeichnungen über die aus Worms ausgewanderten Juden. Sie blieben wie durch ein Wunder erhalten und geben wichtige Hinweise auf das Ende der einstigen Wormser Judengemeinde im Dritten Reich.

Als schon viele Wormser Juden emigriert waren und auch die jüdische Bezirksschule geschlossen worden war, beantragte Herta Mansbacher auch für sich die Auswanderung, dazu kam es aber nicht mehr. Laut polizeilicher Eintragung ist sie am 5.3.1942 von Worms abgereist ohne Angabe eines Reiseziels.

Tatsächlich ist Herta Mansbacher mit dem großen Massentransport am 20.3.1942 nach Piaski/Polen deportiert worden (DepL I, Nr. 400). In Belzec oder Maidanek, den Vernichtungslagern der Umgebung ist auch sie wie so viele Juden umgebracht worden (BAK:Z Sg 138).

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Quellen: Adreßbücher, KEM, FrB 40, AK-VHS, Allgemeine Gedenktafel und Gedenktafel speziell für Herta Mansbacher in der Wormser Synagoge, Vergl. auch Huttenbach: Herta Mansbacher, Porträt einer jüdischen Lehrerin, Heldin, Märtyrerin, Worms 1981 und Dokumente des Gedenkens, Koblenz 1974, S. 1 - 110