Gernsheim I

1. Gernsheim, Dr. med., Felix Friedrich gen. Fritz
	geb. 8.6.1872 in Worms
	verheiratet seit 5.9.1903 mit

2. Gernsheim, Rosa geb. Schott
	geb. 22.11.1879 in Hagenau/Elsass

Tochter:

3. Gernsheim, Edith
	geb. 15.9.1904 in Worms

In ihren letzten Lebensjahren wohnte 
bei der Familie auch die Mutter der Ehefrau:

4. Schott, Eugenie Karoline geb. Herz
	geb. 5.11.1856 in Worms 
	(Tochter von Eduard Herz und Amalie geb. Bayerthal)
	gest. 15.1.1933 in Worms
	(Urnenbeisetzung am 27.6.1933 
	auf dem neuen Israelitischen Friedhof Worms)

Familie Dr. Fritz Gernsheim wohnte Schlossgasse 2, im eigenen Haus. Hier befand sich auch die Praxis des in Worms sehr bekannten und angesehenen Kinderarztes.

Dr. Fritz Gernsheim entstammte einer der ältesten Wormser Judenfamilien. Sie lässt sich bis ins 16. Jahrhundert, 9 Generationen zurückverfolgen. Der älteste namentlich bekannte Vorfahre war Salomon Gernsheim (1560-1620), dessen Grabstein auf dem alten Wormser Judenfriedhof noch erhalten ist. Zu dieser Großfamilie gehörte auch der in Worms geborene, bedeutende Musiker und Komponist Friedrich Gernsheim (1839-1916)(Fotographie). (Ausführlicher Stammbaum im Stadtarchiv Worms). Dr. Fritz Gernsheim hatte mit der noch in Worms gleichnamigen Familie (s. Gernsheim II) als letzten gemeinsamen Vorfahren Samuel Gernsheim (1634-1713). Die Vorfahren von Dr. Fritz Gernsheim waren Handelsleute und Metzger. Seine Eltern waren Siegmund Gernsheim (1831-1896) und Regina geb. Neuberger (1942-1919). Diese Eheleute hatten noch drei Töchter, dazu kam eine weitere Tochter, Marie, aus der ersten Ehe des Vaters mit Marianne Levi (1839-1865).

Von diesen vier Schwestern, die nicht mehr in Worms gelebt hatten, hat nur eine, Klara (geb. 4.7.1869), das Dritte Reich überlebt, sie war nach Kanada emigriert und starb, verheiratete Leven, in Toronto.

Marie, verheiratete Feldheim (geb. 1862), Helene (geb. 1867), verheiratete Weidenreich, und Sophie (Geburtsdatum unbekannt), sind alle in Auschwitz umgebracht worden.

Dr. Fritz Gernsheim kam nach Studium und Ausbildung am 24.11. 1899 von Hagenau nach Worms zurück. Er wohnte zuerst Neumarkt 13, am 4.7.1900 zog er ins eigene Haus, Schlossgasse 2. Im ersten Weltkrieg rückte Dr. Fritz Gernsheim schon in den ersten Mobilmachungstagen als Regimentsarzt mit dem Mainzer 88. Infanterieregiment nach Frankreich aus. Später tat er in einem Feldlazarett in Russland Dienst. 1917 kam er mit einer schweren Nierenerkrankung nach Worms, wo er dann bis zum Kriegsende im Lazarett des Kriegsgefangenenlagers als Oberarzt tätig war.

Er war Facharzt für Magen- und Kinderkrankheiten. In den zwanziger Jahren betrieb er zusammen mit Dr. Adolf Meurer, Facharzt für Frauenkrankheiten und Geburtshelfer eine Privatklinik Ludwigsstraße 10 (Ecke Paulusstraße).

Dr. Gernsheim war in Worms sehr bekannt und sehr geschätzt, gerade als Kinderarzt; denn diese Spezialausbildung hatten damals erst wenige Ärzte und nicht nur in Worms.

Tochter Edith heiratete am 15.8.1931 Dr. med. Schönlank (geb. 29.7.1889 in Berlin), und verzog mit ihm am 26.9.1931 in die Schweiz. Dr. Schönlank verstarb am 26.1.1945 in Zürich. 1953 heiratete sie in zweiter Ehe den Architekten Alfred Gradmann, der 1962 verstarb. Beide Ehen blieben kinderlos. Frau Edith Gradmann lebt in Zürich.

Der mit der nationalsozialistischen Machtergreifung bald einsetzende Judenhetze waren Dr. Fritz Gernsheim und seine Frau nicht gewachsen. Sie müssen darunter furchtbar gelitten und für sich offenbar keinen Ausweg mehr gesehen haben.

Dr. Fritz Gernsheim und Frau Rosa geb. Schott nahmen sich in ihrer Wohnung, Schlossgasse 2, am 29.7.1938 selbst das Leben. Sie wurden auf dem neuen Judenfriedhof beerdigt.

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Quellen: Adressbücher, KEM, AK-VHS, EinwVz und Stammbaum Gernsheim im Stadtarchiv Worms, Brief von Frau Edith Gradmann geb. Gernsheim vom 10.4.1982, auch BAK:Z Sg 138, Bgr.L., Helmut Gernsheim: The Gernsheims of Worms (Broschüre im Stadtarchiv)