Goldschmidt I-3

1. Goldschmidt, Julius, Kaufmann
	geb. 20.12.1877 in Worms
	verheiratet mit

2. Goldschmidt, Klara geb. Bodenheim
	geb. 22.12.1882 in Worms (s. Bodenheim I)

Kinder:

3. Goldschmidt, Albert Alfred	Mb 343
	geb. 19.5.1905 in Worms

4. Goldschmidt, Paul		Mb 249
 	geb. 20.1.1908 in Worms

5. Goldschmidt, Elsbeth		Mb 251
	geb. 24.12.1914 in Worms

Familie Julius Goldschmidt wohnte in Worms, Kriemhildenstraße 8, im Hause der Mutter des Ehemannes, Emma Goldschmidt, Witwe.

Julius Goldschmidt und seine Söhne Albert und Paul führten in der dritten bzw. vierten Generation das Familienunternehmen Kaufhaus Goldschmidt GmbH., Marktplatz 2-9, und C.M. Goldschmidt, Großhandel in Kurz-, Weiß-, Woll- und Modewaren, Trikotagen und Seilwaren, Schloßplatz 2 und Hofgasse 3 und 5 (s. auch Goldschmidt I).

Es war das bekannteste und größte Wormser Kaufhaus, das mittlerweile bis auf eine Ausnahme die gesamte Häuserfront zwischen Dom- und Hofgasse inne hatte. Schon bald nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde den jüdischen Inhabern unmöglich gemacht, ihr alteingesessenes Unternehmen weiterzuführen, sie mussten aufgeben und verkaufen.

Die Ehefrau Klara Goldschmidt geb. Bodenheim entstammte einer Familie, die bereits im 18. Jahrhundert in Worms lebte. Ihre Schwester, Else Bodenheim war verheiratet mit Dr. Clemens Markus Goldschmidt (s. Goldschmidt I-2), dem Bruder ihres Mannes.

Tochter Elsbeth verließ Worms bereits 1933, zunächst in die Schweiz, 1938 landete sie in London, wo sie bis zum Ausbruch des Krieges im Central Committee for Refugees (Bloomsbury House) arbeitete. Im Juni 1941 wanderte sie in den Vereinigten Staaten ein, lebte zuerst in New York, dann für kurze Zeit in Sao Paulo/Brasilien, wo sie ihre Familie traf. Der Vater wollte, dass sie in Sao Paulo bleibe. Sie aber wollte nach USA zurück. Dann kam Pearl Harbour und damit der Kriegseintritt der USA. Nur mit vielen Schwierigkeiten (deutscher Pass bzw. Staatsangehörigkeit) konnte sie 1942 nach USA zurückkehren. Dann verheiratete sie sich mit F.A. Rheinstein und zog nach Buffalo, N.Y. in den Vorort Kenmore, wo sie heute noch lebt. Sie ist seit 1977 verwitwet, hat zwei Söhne, die verheiratet sind und nicht in ihrer Nähe leben.

Sohn Paul emigrierte 1934 nach Palästina, blieb aber dort nur kurze Zeit und wanderte aus nach Brasilien. Er überzeugte auch seine Eltern, die von Worms nach Frankfurt verzogen waren, ebenfalls nach Brasilien zu kommen. Doch gab es noch mancherlei Komplikationen, bis Julius Goldschmidt seinen Pass zurückerhielt, den ihm die Nazis abgenommen hatten. 1938 konnten sie zunächst nach England gehen, wo sie Weihnachten mit ihrer Tochter Elsbeth zusammen waren. Von da schifften sie sich nach Brasilien ein und siedelten sich auch in Sao Paulo an, ebenso wie ihr Sohn Paul.

Julius Goldschmidt starb in Sao Paulo am 16.6.1961. Seine Frau Klara Goldschmidt geb. Bodenheim lebte noch lange in ihrem Eigenheim und starb, 90- jährig, am 24.1.1973. Paul Goldschmidt und seine Frau leben, kinderlos, weiterhin in Sao Paulo.

Sohn Albert verließ Worms am 30.9.1936 nach Spanien. Während des Bürgerkrieges musste er fliehen. Er wollte in die Schweiz, konnte aber keine Daueraufenthaltsgenehmigung erhalten. Die Schweizer Behörden drohten, ihn über die Grenze abzuschieben. So landete er in Frankreich und war bei Ausbruch des Krieges noch dort. Er wurde sofort interniert. Beim Zusammenbruch Frankreichs floh er nach Spanien - wie so viele zu Fuß über die Pyrenäen - machte seinen Weg irgendwie nach Portugal und konnte von da sich einschiffen nach Brasilien und so zu seiner Familie nach Sao Paulo gelangen. Er hat nervlich und gesundheitlich sehr gelitten und sich nie mehr erholt. Er starb unverheiratet im Mai 1959 (oder 1960) in Sao Paulo.

-
Quellen: Adressbücher, Mb, KEM, AK-VHS, Brief von Mrs. Elsbeth Rheinstein vom 23.5.1982