Sondheimer II

1. Sondheimer, Jakob, Kaufmann
	geb. 2.3.1886 in Bürstadt
	Sohn von Emanuel Sondheimer und 
	Karoline geb. Löwenstein aus Bürstadt
	verheiratet seit 4.11.1920 mit

2. Sondheimer, Gertrude geb. Kehr
	geb. 13.11.1895 in Worms
	Tochter von Adolf Kehr und Sophie geb. Strauß (s. Kehr I)

Kinder:

3. Sondheimer, Miriam Karola
	geb. 2.12.1922 in Worms

4. Sondheimer, Leonore Therese
	geb. 24.5.1929 in Worms

Familie Jakob Sondheimer wohnte ab 1920 Seidenbenderstraße 26, im eigenen Haus, ab 1934 Berggartenstraße 8.

Jakob Sondheimer war am 15.6.1915 von Bürstadt nach Worms zugezogen. Im Adressbuch 1916 ist er erstmals zusammen mit seinem Bruder Albert erwähnt als Inhaber der Firma Emanuel Sondheimer, Getreide-, Futtermittel-, und Landesproduktenhandlung, Karmeliterstraße 2, ab 1918 Bahnhofstraße 24. Die Firma hieß später Sondheimer, Getreide-, und Futtermittel GmbH.

Mit im Geschäft war auch der dritte Bruder Joseph Sondheimer (s. Sondheimer IV) beschäftigt. Ab 1924 war Jakob Sondheimer Besitzer des Hauses Bahnhofstraße 24. Hier war der Firmensitz, hier wohnten aber auch Joseph Sondheimer und eine unverheiratete Schwester, Johanna Sondheimer (s. Sondheimer III). Die Eltern Emanuel Sondheimer und Karoline geb. Löwenstein, hatten insgesamt 7 Kinder (dazu s. Sondheimer I).

Die Familie lebte in guten Verhältnissen. Das änderte sich mit dem Einsetzen der nationalsozialistischen Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung, die bald auch die Firma Sondheimer zu spüren bekam. Ihr Geschäft ging immer mehr zurück. Beim Kristallnacht-Pogrom vom 10.11.1938 wurden die Geschäftsräume schwer in Mitleidenschaft gezogen, auch die Wohnung der Familie, Berggartenstraße 8, wurde stark verwüstet. Jakob Sondheimer entging der Verhaftung nur, weil er abwesend war. Sein Bruder Joseph gehörte zu der Gruppe der 87 jüdischen Männer aus Worms und Umgebung, die damals ins KZ Buchenwald mussten (s. Sondheimer IV).

Die Kinder Miriam und Leonore, die am Unterricht der öffentlichen Schulen nicht mehr teilnehmen konnten, waren seit 1935 Schülerinnen der jüdischen Bezirksschule, die damals im jüdischen Gemeindehaus, Hintere Judengasse 2 (heute Haus "Zur Sonne") eingerichtet worden war und die bis 1941 bestand. Ihr Vater Jakob Sondheimer war Mitbegründer dieser Schule.

Der Familie wurde nach dem Kristallnacht-Pogrom die schwer verwüstete Wohnung, Berggartenstraße 8, von der Hausbesitzerin, Frau Dr. Gergen, gekündigt. Auch die Eltern von Frau Gertrude Sondheimer, Adolf und Sophie Kehr, konnten in ihrer zerstörten Wohnung, Humboldtstraße 10, nicht mehr bleiben. So zogen die Familien Sondheimer/Kehr nach Heidelberg, wo die Wohnung der Schwester von Jakob Sondheimer, Betty Kiewe, geb. Sondheimer glücklicherweise gerade frei geworden war. Die Eheleute Kiewe wanderten nach England aus. Nur diesem Zufall verdankten die Familien Sondheimer/Kehr, dass sie nicht in Worms bleiben mussten und ihnen so die Zwangsumzüge der vielen anderen in die Häuser der Judengasse und von dort aus die Deportation in die Vernichtungslager erspart blieben.

Mit dem Umzug nach Heidelberg waren Familie Sondheimer und die Eheleute Kehr keineswegs aller Gefährdung entgangen. Sie alle wurden am 20.10.1940 von Heidelberg aus nach Gurs/Südfrankreich deportiert. Die Gauleiter Bürckel, Pfalz und Wagner, Baden betrieben damals diese Deportierung aller Juden in ihren Gebieten. Nach schweren Monaten im Lager Gurs gelang es Familie Sondheimer, nach Santo Domingo auszureisen. während die Eheleute Kehr in Noe/Frankreich zurückblieben (s. Kehr I). Von Santo Domingo aus konnte Familie Sondheimer nach fünfeinhalb Jahren Wartezeit in die USA einwandern.

Jakob Sondheimer starb nach schwerer Krankheit im Juli 1965 in New York.

Seine Frau Gertrude, geb. Kehr starb am 22.1.1972 in West Haven, Connecticut.

Tochter Miriam, verheiratete Gerber lebte zunächst in Bronx/New York (jetzt in Kalifornien), sie hat einen Sohn, Gabriel Bernstein aus erster Ehe. Tochter Leonore, verheiratete Gilbert, lebte lange Zeit in Orange, Con., Sie hat einen Sohn Daniel und eine Tochter Karen. Seit 1980 lebt die ganze Familie in Mountain View, California.

-
Quellen: Adreßbücher, KEM, Briefe von Frau Gertrude Sondheimer geb. Kehr, 1967, und von Frau Miriam Gerber, geb. Sondheimer, 1979-82; Auszüge aus dem Tagebuch von Frau Miriam Gerber in: Jüdisches Leben in Deutschland Band III, S. 288